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Désirée Opela

Désirée Opela

Das Wetter in uns. Leipzig: Faber & Faber 2022. 160 S., 20 €

Désirée Opela.

Nadja ist 30, arbeitet in einem Münchner Büro und verbringt ihre Zeit allein, abgesehen von Gesprächen mit ihrer aufgedrehten Arbeitskollegin Joyce und Skype-Calls mit Clemens, einem krebskranken Freund. Eine mysteriöse Krankheit, die sie und ihr Leben buchstäblich lahmlegt, bildet den Rahmen für eine zweite Ebene, eine Rückschau, die in Nadjas Zeit als Kunststudentin in Leipzig führt. Die in München lebende Autorin Désirée Opela, die 2019 mit »Im Limbo« debütierte, erzählt in »Das Wetter in uns« von einer, die mit den Katastrophen des Lebens hadert. Extreme Wetterbedingungen, mit denen sie sich im Studium künstlerisch auseinandersetzte, stehen dabei analog zum Chaos um sie herum: »Im Endeffekt war das Wetter wie der Wille, unberechenbar und gewalttätig, er formte die Welt und ließ den Menschen hinter sich.« Tatsächlich ist das Päckchen, das Nadja zu tragen hat, nicht grade klein. Neben dem politischen Wahnsinn, wie dem Aufstieg der AfD und der Polizeigewalt, der sie als linke Aktivistin ausgesetzt war, trifft sie der Unfalltod ihres Vaters. Und seit einer Vergewaltigung in Jugendjahren neigt sie zu selbstverletzendem Verhalten und drückt die Zigaretten an den eigenen Unterarmen aus. Opela beschreibt Nadjas Herumirren in Leipzig und München in manchmal schwer verständlicher Sprache, die nicht nur die Orientierungslosigkeit ihrer Protagonistin abbildet, sondern manchmal auch für ebensolche bei der Leserin sorgt. Eingestreute, auf wenige Zeilen begrenzte Perspektivwechsel verwirren, ebenso die vielen verschiedenen, teils nur kurz auftretenden Figuren. Trotzdem lohnt die Lektüre dieses unrunden, eigenwilligen Romans, der Leserin wie Hauptfigur erschüttert zurücklässt. Eva Burmeister


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